Passagiere müssen auf ihr Geld warten

Deutsche Airlines verschleppen Ticketerstattungen am längsten, meldet das Fluggastrechteportal „Flightright“. Wie die Flugzahlen zeigen, beutelte die Pandemie die Luftfahrtbranche auch 2021. Eine Entwicklung, die für Claudia Brosche, Fluggastrechtsexpertin von Flightright, jedoch nicht dazu führen darf, dass Airlines geltendes Recht missachten und Passagieren die Erstattung der Kosten für nicht durchgeführte Flüge verweigern bzw. diese hinauszögern.

Fluggastrechte-Monitor 2021 von Flightright

Nach knapp zwei Jahren Pandemie gehört auch die Luftfahrtbranche immer noch zu den Branchen, die von Corona gezeichnet sind. Gut zu erkennen ist das an der Anzahl der Abflüge. 2019 starteten etwa 895.000 Flüge aus Deutschland in alle Welt. Im ersten Corona-Jahr 2020 brach das Flugaufkommen um etwa 60 % ein und es waren nur noch rund 356.000 gestartete Flüge. 2021 brachte trotz hoher Erwartungen keine Entspannung. Lediglich knapp 360.000 Flüge wurden gezählt. Ein ähnlich niedriger Wert wie 2020.

„Sicherlich hätte man erwarten können, dass aufgrund des Impffortschrittes und den damit zu erwartenden Reiseerleichterungen die Flugzahlen 2021 im Vergleich zum Vorjahr deutlich zunehmen würden. Dass dies nicht geschehen ist, hängt zum einen mit der ständigen Verunsicherung der Reisenden in Bezug auf wiederkehrende Reisebeschränkungen und zum anderen mit dem Aufkommen neuer Virusvarianten wie Delta und Omikron zusammen. Auch die teils chaotischen Situationen an Flughäfen mit strengeren Kontrollen und den damit verbundenen langen Wartezeiten dürfte viele Fluggäste abgeschreckt haben“, so Claudia Brosche, Fluggastrechtsexpertin bei Flightright.

Deutsche Airlines enttäuschen bei Ticketerstattungen. Durch die vielen Flugausfälle im letzten Jahr war das Thema Ticketerstattungen bei den Flugreisenden ein wichtiges Thema. Dass besonders die deutschen Airlines dabei eher schlecht abgeschnitten haben, ist keine erfreuliche Nachricht und zeigt einmal mehr die Notwendigkeit von Flugastrechtsportalen. So hat Eurowings von den deutschen Airlines mit 41 % noch den größten Anteil an Ticketerstattungen gezahlt, welche auf den Zahlungsaufforderungen von Flightright für das Jahr 2021 basieren. Knapp dahinter folgen Condor mit 40 % und TUIfly mit 34 %. Schlusslicht in diesem deutschen Vergleich ist Lufthansa mit 30 % an gezahlten Ticketerstattungen. Zusammen mit British Airways belegt Lufthansa damit auch im europäischen Vergleich einen hinteren Platz in der Flightright-Statistik. Die Airlines mit dem größten Anteil an gezahlten Ticketerstattungen sind erstaunlicherweise die LC-Carrier Ryanair (77 %) und easyJet (70 %).

Für Flightright ist das Verhalten der Lufthansa schwer nachvollziehbar: „Lufthansa beruft sich auf veraltete Verfahrensweisen und erschwert so Entschädigungen und Erstattungen. So werden zum Beispiel Originale von Vollmachten und Abtretungserklärungen angefordert, die per Post verschickt werden müssen, während viele andere Airlines diese Verfahren längst digital anbieten. Vor einigen Jahren war Lufthansa noch eine der Airlines, die mit der Zahlung von Entschädigungen und Erstattungen sehr zügig waren, deshalb verwundert die jetzige Verzögerungstaktik umso mehr und wirft ein schlechtes Licht auf die größte deutsche Airline.“

Zukunft des Flugverkehrs ist auch für 2022 schwer abzuschätzen. Ähnlich wie in vielen anderen Bereichen während der Pandemie ist es auch für die Luftfahrtbranche schwer, genaue Zukunftsvorhersagen zu treffen. Viele so genannte Experten hatten gedacht, dass mit den Impfungen ein wenig Normalität in die Luftfahrt zurückkehren würde, was anhand der oben genannten Zahlen nicht bestätigt werden kann. „Wichtig wird sein, dass die Bevölkerung das Grundvertrauen in das Fliegen wiedererlangt. Das hängt zum einen mit dem weiteren unvorhersehbaren Verlauf der Pandemie zusammen, zum anderen muss sich das Verhalten, besonders der deutschen Airlines, bei Ticketerstattungen deutlich verbessern“, so Brosche abschließend. Quelle: Flightright / DMM