Urban Road-Air-Mobility mit Audi und Airbus

Immer mehr große und Mittelstädte ersticken im Individualverkehr. Zu den Betroffenen zählen auch Geschäftsreisende, die immer öfter immer früher aufbrechen müssen, um ihre Termine einhalten zu können. Nun sind der Autobauer Audi und der Luftfahrtkonzern Airbus eine strategische Partnerschaft in Sachen Urban Road-and-Air-Mobility – Mobilität in der Luft und auf der Straße eingegangen.

Airbus und Audi starten einen gemeinsamen Urban-Road-Air-Service in São Paulo und Mexiko City. Foto: Airbus

Der Premium-Autobauer und der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern wollen gemeinsam mittels Fahr- und Helikopterservice die Mobilität in großen urbanen Räumen verbessern, sprich, den Himmel als dritte Moblitätsdimension mit einbinden. Geschäftsleute kommen so sehr viel schneller ans Ziel. Laut Verlautbarung von Airbus und Audi soll die Kooperation noch im Sommer 2018 in São Paulo, Finanzzentrum Brasiliens und eine der bevölkerungsreichsten Städte der Welt sowie in Mexiko City (mit 20 Mio. Einwohnern in der Metropolregion eine der größten Städte der Erde) beginnen.  

Airbus ist mit seinem Helikopter-Dienst Voom in der brasilianischen Metropole seit April 2017 aktiv, in der Hauptstadt Mexikos seit März 2018. Und die Audianer bieten schon seit einiger Zeit innovative Fahrdienste an, nun auch im Zuge der Kooperation mit dem Airbus-Helidienst „Voom“ auch in den beiden südamerikanischen Megastädten.

Zielgruppen der Urban-Road-Air-Mobility-Services sind in erster Linie Geschäftsreisende. Sie werden mit Audi-Modellen auf kurzen Wegen zum Airbus-Voom-Dienst gebracht. Dort steigen sie um in den Hubschrauber und fliegen binnen weniger Minuten an ihr Ziel. Und da Zeit Geld ist, vor allem für die Geschäftswelt, bietet sich die dritte Dimension der Mobilität, also die intermodale Geschäftsreise geradezu an. In São Paulo z.B. beträgt die durchschnittliche Flugdauer 11 Minuten. Mit dem Auto allein würde man drei Stunden und mehr brauchen. Den integrierten Road-and-Air Mobility-Service kann man bis zu sieben Tag vor dem gewünschten Flugtermin bzw. sogar bis zu 1 Stunde vorher buchen.  

Nahverkehr in der Luft. Sie ist eines der ganz großen Themen auf der ILA, die Erschließung des Luftraums für den innerstädtischen „Nahverkehr“. Die ist fast schon ein Muss; denn nicht nur in den Megametropolen dieser Welt erstickt der Verkehr auf den Straßen, gleiches gilt z.B. auch für deutsche Großstädte. Ob München, Frankfurt, Stuttgart, Köln, Hamburg oder Berlin, um nur einige zu nennen, zu den Rushhour-Zeiten, und die verlängern sich immer mehr, geht fast nichts mehr auf den Ein- und Ausfallstraßen, geschweige denn in den eigentlichen City-Kernen.

Von daher machen sich Verkehrsexperten schon seit langem Gedanken zur Verbesserung der innerstädtischen Mobilität. Dazu gehören der Ausbau des ÖPNV ebenso wie Mautsysteme oder die Sperrung ganzer Stadtteile für das Automobil. Eine auf der ILA 2018 viel diskutierte Idee sind autonom fliegende Lufttaxis. Die könnten in absehbarer Zeit auch in Deutschland starten. So äußerte die CSU-Digital-Staatsministerin Dorothee Bär während der Luftfahrtmesse in Berlin, die Bundesregierung prüfe zurzeit, unter welchen Bedingungen eine Testphase ermöglicht werden kann. Weltweit arbeiten nach Branchenangaben etwa 50 Unternehmen an der Markteinführung von Lufttaxis.  

Zu den Vorreitern solcher Lufttaxis zählen Singapur und Dubai. Bdie planen einen Teil ihres Bodenverkehrs in die Luft zu verlegen. Ein solches Lufttaxi von Airbus konnten die Besucher der ILA im „Future Lab“ bestaunen. Dabei handelt es sich um einen autonom fliegenden Heli, angetrieben von  acht je 140 kW leistenden Elektromotoren. Der Heli kannn bis zu vier Personen mit 120 km/h über die Städte hinweg ans Ziel bringen. Das Fluggerät soll Ende 2018 am Standort Donauwörth (Bayern) zum Erstflug starten.  

Die Ingolstädter Volkswagentochter will die Zukunft der Mobilität maßgeblich mitgestalten. Auf den Feldern Elektromobilität, autonomes Fahren und Digitalisierung sowie innovative Shuttledienste gehen die Ingolstädter bis 2022 mit 40 Mrd. Euro in Vorleistung. U.a. entstehen Fahrzeug-Architekturen, die kompromisslos für das elektrische Fahren maßgeschneidert sind. Bereits 2025 bietet Audi mehr als 20 elektrifizierte Modelle, die für ein Drittel der Verkäufe stehen werden.  

Eine unternehmensinterne Innovationsschmiede für digitale Kompetenzen ist die Audi Business Innovation GmbH (ABI) in München, seit 2013 eine 100 %ige Tochtergesellschaft der AUDI AG. Hier werden Services und IT-Lösungen in den Bereichen Mobilität der Zukunft und Digitalisierung vorangetrieben. Dabei arbeitet die ABI mit Start-ups im Rahmen von Kooperationen zusammen und sucht regelmäßig den fachlichen Austausch in konkreten Projekten, wie beispielsweise zu digitalen Plattformen („myAudi“) und Angeboten für Kunden.      

Weitere strategische Partnerschaften Audis. Auf dem Weg zu einer „Digital Premium Car Company“ erweitert Audi kontinuierlich sein Kompetenz-Netzwerk – auch außerhalb der Werkgrenzen. Das Unternehmen will sich vom klassischen Automobilhersteller zu einem Premiummobilitätsanbieter entwickeln. Audi wählt dabei verschiedene Wege, um kreative und innovative Ideen zu integrieren – strategische Kooperationen, finanzielle Beteiligungen sowie 100 %ige Tochtergesellschaften. Hier einige Beispiele:

  • Über die Audi Electronics Venture GmbH (AEV) beteiligt sich Audi an derzeit sieben Technologieunternehmen, um Innovationen in strategisch wichtigen Technologiefeldern zu generieren und gemeinsam zur Marktreife im Automobilbereich zu bringen. Als 100 %ige Tochtergesellschaft mit Sitz in Gaimersheim nahe Ingolstadt ist die AEV seit 2001 Impulsgeber und gestaltet die Mobilität der Zukunft aktiv mit. Beispiele für eine erfolgreiche Übernahme in die Serie sind u.a. das Audi virtual cockpit und das Audi tablet.
  • Die AUDI AG hat Ende 2015 zusammen mit der BMW Group und der Daimler AG den Kartendienst HERE von der Nokia Corporation gekauft. Als einer der weltweit führenden Entwickler und Anbieter in der Branche stellt HERE digitale, hochauflösende Navigationskarten und ortsbezogene Dienstleistungen bereit – eine wichtige Basis für das autonome Fahren in der Zukunft. Anfang 2017 erweiterte HERE sein IT-Kompetenznetzwerk durch die Beteiligung des US-Chipherstellers Intel sowie des japanischen Elektronikkonzerns Pioneer Corporation. Anfang 2018 kündigten Bosch und Continental ihren Einstieg bei HERE an.
  • Mit dem Start-up arculus arbeitet Audi seit 2016 direkt zusammen. Das Unternehmen mit Sitz in Ingolstadt entwickelt ein Konzept für die Modulare Montage ganz nach dem Motto „Fertigungsinseln statt Fließband“. Ziel des Konzeptes ist, die zunehmende Komplexität und Variantenvielfalt in der Automobilproduktion flexibler und effizienter zu gestalten.
  • 2016 gründeten 13 Gesellschafter, darunter auch die AUDI AG, das Digitale Gründerzentrum der Region Ingolstadt GmbH. Schwerpunkt der Institution mit dem Namen „brigk“ ist die Förderung der Start-up-Szene, die sich in und um Ingolstadt ansiedelt und an Themen rund um die digitale Mobilität forscht. Unter den Gründungsmitgliedern sind neben großen Unternehmen mit Sitz in der Region auch Hochschulen und Landkreise. Gefördert wird das Digitale Gründerzentrum vom Bayerischen Wirtschaftsministerium.
  • Die 5G Automotive Association (5GAA) ist 2016 gegründet worden. Hier geht es um die engere Zusammenarbeit beim Mobilfunknetz der Zukunft. Partner sind die AUDI AG, die BMW Group, die Daimler AG sowie die Unternehmen Ericsson, Huawei, Intel, Nokia und Qualcomm Inc. Der globale und branchenübergreifende Verein mit Sitz in München entwickelt, testet und fördert gemeinsam Kommunikationslösungen für vernetzte Mobilität. Die Kooperation hat ihr Netzwerk in den letzten Monaten durch viele weitere Partner aus dem Automobilbereich sowie dem Informations- und Kommunikationssektor kräftig erweitert (u.a. Bosch, Continental, Infineon, SAIC Motor, Telekom, Vodafone). 
  • Unter dem Namen IONITY haben der Volkswagen-Konzern mit Porsche und Audi, die BMW Group, die Daimler AG und die Ford Motor Company 2017 ein Joint Venture zum Aufbau eines europäischen Schnellladenetzwerks gegründet. IONITY hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 rund 400 High-Power-Charging(HPC)-Ladestationen für Elektrofahrzeuge entlang der Hauptverkehrsachsen in Europa zu errichten. Mit einer Leistung von bis zu 350 kW pro Ladepunkt und dem einheitlichen Ladestandard Combined Charging System (CCS) wollen die beteiligten Autohersteller die Langstreckentauglichkeit und die Akzeptanz der Elektromobilität deutlich erhöhen.
  • Die 2017 neu gegründete Tochtergesellschaft Autonomous Intelligent Driving GmbH (AID) mit Sitz in München entwickelt ein Softwaremodul für das autonome Fahren im urbanen Raum. Die Technik soll in den Modellen verschiedener Marken des Volkswagen-Konzerns Anfang des kommenden Jahrzehnts einsetzbar sein und ist ein wichtiger Baustein für künftig denkbare Mobilitätsdienste, wie etwa Robotertaxis.
  • 2017 gab Audi die Erhöhung seiner bisherigen Minderheitsbeteiligung an dem US-Unternehmen Silvercar auf 100 % bekannt. Das Start-up hat sich erfolgreich auf digitalbasierte Angebote zur flexiblen Fahrzeugnutzung im gehobenen Marktsegment spezialisiert. Audi und Silvercar wollen ihr Mobilitätsangebot in den USA in enger Zusammenarbeit erweitern. Neben dem Kerngeschäft von Silvercar sollen auch die Audi-Mobilitätsdienste auf dem US-Markt weiter ausgebaut werden.
  • Ferner unterstützt Audi über internationale Innovations-Hubs wie dem AIR-Office (Audi Innovation Research) mit Sitz in Ingolstadt, San Francisco und Peking sowie dem Electronic Research Lab (ERL) mit Sitz im Silicon Valley die Forschung und Entwicklung des Konzerns in den Bereichen Vernetzung, Big Data, Mobility und Digitalisierung.
  • Das Audi R&D Center mit Sitz in Peking arbeitet eng mit starken lokalen Partnern zusammen. So wurden mit Alibaba, Baidu und Tencent Absichtserklärungen für die Zusammenarbeit in den Bereichen Datenanalyse, Aufbau einer Internet-Fahrzeug-Plattform und intelligenter urbaner Verkehr unterzeichnet. In Zusammenarbeit mit Alibaba bietet Audi als erster Premiumhersteller in China hochauflösende 3D-Karten an.In Zusammenarbeit mit Baidu (strategische Partnerschaft) bringt Audi CarLife Services ins Auto.Gemeinsam mit Tencent entwickelt Audi die Integration von Tencent MyCar Diensten in Audi-Modellen, beispielsweise den Standort-Sharing-Dienst. Quelle: Airbus / Audi / DMM